Anleger werden getäuscht – Erster Goldminen-ETF kollabiert an seiner Größe
Kursmanipulation durch ETFs: Im Glauben einfach einen Index mit ETFs (passiver Fonds) nachzubilden und damit Erfolg zu haben strömen Kleinanleger wie eine kopflose Schafherde in ETFs. Allein die schiere Größe des ETF-Fonds manipuliert aber den zugrunde liegenden Index. Aus Passiv wird aktiv. Mit verehrenden Folgen – auch für dein Geld? Wie du Gefahren erkennst und dich wehrst, damit das Geld anlegen mit ETFs nicht zum Fiasko wird erfährst du jetzt:
Aus dem Inhalt
Einleitung – Augen auf beim Geld anlegen in ETFs bzw. passiven Fonds!
ETF bzw. passive Fondsanlage – Vor- und Nachteile in Kürze
ETFs sind klasse – ABER! – Wie die Fondsindustrie vom boomenden ETF-Markt profitieren will
Kursmanipulation durch ETFs – Ein Praxisbeispiel am VanEck Vectors Junior Gold Miners UCITS ETF
Sind Regeln für ETFs bzw. passive Fonds nötig? – Die Schattenseite will keiner sehen
Sicherer passiv Geld anlegen – Grundregeln die dir helfen
Fazit – ETFs sind nicht alles
Einleitung – Augen auf beim Geld anlegen in ETFs bzw. passiven Fonds!
Die passiven Fonds bzw. ETFs stellen die Fondswelt schon lange auf den Kopf. Niedrige Kosten und langfristig oft besser als aktiv gemanagte Fonds. Privatanleger zieht es deshalb in Scharen in diese Fonds. Das musste auch die Fondsindustrie erkennen und versucht die Gunst der Stunde für sich zu nutzen. Vor allem bei ETFs die einzelne Branchen oder Nischen abbilden warnen Finanzexperten vergeblich: ETFs sind gar nicht so passiv wie es gerne behauptet wird.
Selbsternannte ETF-Gurus sind immer noch davon überzeugt, dass ETFs für Kleinanleger das Beste sind. Richtig ist, dass diese Kostenvorteile gegenüber aktiven Fonds haben. Richtig ist, dass langfristig, wir sprechen hier von einer Haltedauern von über 8 Jahre, ETFs oft besser abschneiden als aktive Fonds. Wobei es beiden Fondstypen auf Dauer nicht gelingt den Index zu schlagen.
Daher ist es für dich als Kleinanleger prima, wenn du ohne großes Finanzwissen und mit geringem Zeitaufwand eine ähnliche Rendite wie ein zugrunde liegender Index erreichst. Solange du dich an ein paar Leitplanken hältst, bin ich der Meinung, dass dir wirklich geholfen ist.
Bevor ich dir zeige, was genau das Problem mit ETFs ist, möchte ich dir noch kurz den ETF-Begriff als solches erklären.
ETF bzw. passive Fondsanlage – Vor- und Nachteile in Kürze
Ein ETF (Exchange-Traded Funds) ist ein passiver Fonds der einen Index oder einen Korb aus Aktien 1 zu 1 nachbildet und in diese investiert. Passive Fonds heißen deshalb so, weil sie nicht aktiv vom Index abweichen und auf die Zusammensetzung nicht einwirken. Auch wird auf Unternehmen die enthalten sind kein Einfluss genommen. D.h. bei Hauptversammlungen wird der passive Fonds deine Interessen und die anderer Anleger nicht aktiv vertreten.
Die Vorteile von ETFs gegenüber aktiven Fonds sind u.a.:
- weniger laufende Kosten bzw. Nebenkosten hast du im Vergleich zu aktiven Fonds,
- es sind kaum Marktkenntnisse notwendig, da du einfach einem Index gefolgst
- du hast Zeitersparnis, da es nicht notwendig ist sich mit Aktie / Unternehmen im Detail zu beschäftigen
- du profitierst von einer guten Risikostreuung, da große Streuung und Marktbreite mit wenigen ETFs erreichbar sind
Auf der anderen Seite haben ETFs auch Nachteile:
- alle Aktien aus dem Index sind enthalten, da du nicht zwischen guten und schlechten Unternehmen unterscheidest
- ETFs können den Börsentrend verstärken, da bei Indexanstieg mehr große Aktien teuer gekauft werden müssen
- nehmen keinen Einfluss auf das Unternehmen, h. der Indexanbieter vertritt dich z.B. nicht bei Hauptversammlungen – das Management kann zu deinem Nachteil handeln
- kurzfristig denkende ETF-Anleger können in schlechten Börsenzeiten den negativen Kurstrend verstärken, weil noch mehr Aktien verkauft werden müssen
Wenn du mehr über ETFs erfahren möchtest, dann kann ich dir das Buch „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“* von Gerd Kommer sowie meinen Blogartikel „Die Vor- und Nachteile der ETF-Anlage“ (kommt demnächst) empfehlen.
ETFs sind klasse – ABER! – Wie die Fondsindustrie vom boomenden ETF-Markt profitieren will
Grundsätzlich sind ETFs für dich als Kleinanleger eine tolle Sache. Entscheidend ist, dass du dich dabei auf große gängige Indizes als Basiswert konzentrierst. Dass du damit auf dem richtigen Weg bist, merkst du schon daran, dass die Fondsindustrie mit ihren aktiven Fonds kaum noch wächst. Die Mittelzuflüsse in passive Fonds (ETFs) hingegen sehr hoch sind – und das obwohl kein Fondsanbieter diese bewirbt.
Schließlich geht es den Banken und Fondsanbietern auch darum Geld mit dir zu verdienen. Um das Ziel zumindest ansatzweise auch mit passiven Fonds zu erreichen, werden immer mehr Spezial-ETFs aufgelegt. Hier können im Vergleich zu Standard ETFs über doppelt so hohe jährliche Gebühren erzielt werden.
Zum Vergleich:
Ein DAX-ETF hat laufende Kosten von ca. 0,08 – 0,15 % p.a., während der etwas speziellere TECDAX-ETF bereits auf Kosten von 0,5 % p.a. kommt.
Ein Gold-ETF hat Kosten von ca. 0,40 % p.a. Ein Spezial-ETF, wie der VanEck Vectors Junior Gold Miners UCITS ETF kommt schon auf laufende Kosten von 0,55 % p.a.
Obwohl es sich jeweils um eine reine Index Nachbildung handelt, versucht die Fondsindustrie durch unterschiedliche Kostenansätze mal wieder mitzuverdienen. Was aber gar nicht geht, ist wenn Marktnischen bzw. kleine Branchen passiv nachgebildet werden sollen. Hier kann die Marktenge zu verehrenden Ergebnissen führen denn: Plötzlich bist du aktiv obwohl du passiv investiert hast. Wie das geht zeige ich dir am Beispiel des VanEck Vectors Junior Gold Miners UCITS ETF.
Kursmanipulation durch ETFs – Ein Praxisbeispiel am VanEck Vectors Junior Gold Miners UCITS ETF
Seit je her gehört eine ordentliche Marktkenntnis dazu, um erfolgreich im Goldminen-Sektor zu investieren. Da kommt es gerade recht, dass es einen Goldminen-ETF gibt bei dem man auf kleinere Minengesellschaften der zweiten Reihe setzen kann, ohne sich dabei genau mit der jeweiligen Firma beschäftigen zu müssen.
Anfang 2016 war es soweit. Die Trendwende im Goldminensektor ist eingeläutet. Wie die Lemminge stürmten die halbwissenden Kleinanleger in den Markt. Hey, das lassen wir uns nicht zweimal sagen und machen mit!
Was soll´s ETFs gibt es nur 2, 3 also nehmen wir den größeren. Schließlich haben wir aufgepasst und wollen, dass der ETF liquide ist. So können wir den ETF später bei Bedarf leicht verkaufen. Gesagt getan. Das dachten sich viele die von Goldminen kaum Ahnung haben aber Goldminen als Goldbeimischung in Ihr Depot aufnehmen wollten. Deshalb stiegen die Mittel im ETF von einer Milliarde USD 5,5 Milliarden USD innerhalb von 14 Monaten an. Blöd nur, dass der Zielmarkt insgesamt auf eine Marktgröße von gerade einmal 30 Milliarden USD kommt.

Was? Ja genau. Alleine dieser ETF besitzt inzwischen rechnerisch rund 20 % aller Unternehmensanteile im Zielmarkt. Das ist eine unglaubliche Größe, schließlich wollen doch alle passiv investieren. Aber wenn ein Fünftel aller Unternehmen praktisch im Besitz passiver Anleger ist, dann wird aus Passiv gleich aktiv!
Kursmanipulation durch ETFs – Das sind die Probleme
Das erste Problem ist, dass im Index viele kanadische Unternehmen enthalten sind. Hier gilt, dass ein Teilhaber ab einer 20 %igen Beteiligungshöhe ein Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre stellen muss. Das bedeutet, dass dem passiven Fonds plötzlich reale Unternehmen gehören die er selbst managen muss. Das willst du als ETF-Anleger nicht.
Problem Zwei ist, dass der Fonds auf die Unternehmenspolitik nicht einwirken will. Wenn aber ein deutlicher Unternehmensanteil durch passive Fonds gehalten wird und diese z.B. auf Hauptversammlungen deine Aktionärsinteressen nicht aktiv vertreten – was macht dann die Unternehmensführung? Sich einen Sonderbonus auf deine Kosten gönnen?
Aja wir wollen ja eigentlich einen Index nachbilden. Das ist sogleich das dritte Problem. Der VanEck Vectors Junior Gold Miners ETF ist so groß geworden, dass Aktien alleine deshalb steigen, weil sie im Index enthalten sind. Und zwar unabhängig davon ob sie operativ und fundamental überzeugen können. Ups – wir kaufen den ETF und deshalb steigen alle Aktien? Na passiv ist das dann nicht mehr, oder?
Der Grund warum wir diesen ETF gekauft haben ist ja der das dieser Branchenindex abgebildet werden soll. Damit sind wir schon beim vierten Problem. Eben weil wir keine aktiven Unternehmer sein wollen und weil nun mal die Branche in Ihrer Gesamtgröße beschränkt ist, kann der ETF seine Anlegergelder nicht mehr in die Unternehmen stecken wo sie hingehören. Als Alternative hat der Indexanbieter VanEck einfach indexfremde Aktien und ETFs investiert. Dabei natürlich auch seine eigenen ETFs bevorzugt – was ich sehr kritisch sehe.
Das Ergebnis ist, dass der VanEck Vectors Junior Gold Miners ETF 25 % also jeden 4. USD! in indexfremde Wertpapiere investiert hat. Du als Anleger wirst getäuscht, denn das was du mit dem ETF besitzen willst, besitz du nicht. Wie Ben Carlson analysiert hat, sieht die Zusammensetzung vom Index und ETF so aus:
Durch die kollektive ETF Anlage in einem passiven Fonds ergibt sich so für alle betroffenen Anleger eine schwierige Lage. Welche Lösung strebt der Indexanbieter VanEck konkret an?
Das sind die Lösungen für den VanEck Vectors Junior Gold Miners UCITS ETF
Schon seit einiger Zeit sucht VanEck nach Lösungen um der Kursmanipulation durch ETFs Einhalt zu gebieten. Da jedoch das Anlagemarkt kaum größer wird, bleibt nur die Lösung den Zielmarkt für den ETF zu erweitern. Sonst belasten die genannten Probleme erneut. Daher wird der Zielindex und damit der VanEck Vectors Junior Gold Miners ETF neu aufgestellt. Die Folgen sind gravierend!
Zum 9. Juni 2017 wird der Zielindex angepasst. Die Folge ist, dass ca. 20 neue Gesellschaften in den ETF aufgenommen werden. Für bestehende Indexfirmen bedeutet das, dass zwischen 2,5 bis 8 % an der Indexgewichtung einbüßen oder wenn sie zu klein sind komplett aus dem Index fliegen.
Insgesamt werden ca. 2,8 Milliarden USD umgeschichtet. Wir erinnern uns: Der Markt beträgt gerade einmal 30 Milliarden USD. Eine Menge Holz die da umgeschichtet wird! Damit sind wir wieder beim alten Problem. Der passive Fonds wird nun aktiv den Markt durcheinander wirbeln. Für dich als passiven Anleger ist diese aktive Einmischung eher von Nachteil, denn die Kurse werden sich gegen dich entwickeln.
Warum das so ist? Nun ganz einfach. Jetzt wissen aktive Anleger von den geplanten Umschichtungen. Sie kaufen und verkaufen genau jene Titel die umgeschichtet werden. So werden die Kurse für den ETF-Anleger in die „falsche“ Richtung getrieben, wie bereits Jannes von Aktienrebell.de festgestellt hat. Man sieht das übrigens auch an diesem ETF. Während der Goldpreis zuletzt stabil war, ist der ETF gefallen, denn aktive Aktionäre handeln bereits.
Der SDGJ Sprott Junior Gold Miners als Alternative
Übrigens, wenn du trotzdem in Goldmienenbetreiber investieren möchtest, dann kann der SDGJ Sprott Junior Gold Miners ETF interessant sein. Mit ca. 35 Mio. investiertem Kapital ist dieser ETF klein genug, um den Index wirklich nachbilden zu können.
Sind Regeln für ETFs bzw. passive Fonds nötig? – Die Schattenseite will keiner sehen
Wie nun erstmals real gezeigt werden konnte, gibt es auch bei der ETF-Anlage für dich einige Fallstricke zu beachten. Ein zu kleiner ETF-Zielmarkt kann bei großer Nachfrage von passiven Anlegern schnell zum Bumerang werden. Erst manipulierst du die mit deinem ETF den Anlagemarkt selbst, weil die Größenverhältnisse nicht zueinander passen. Anschließend weicht auch noch dein ETF-Anbieter vom Index ab und du bist in Wertpapiere investiert, die du eigentlich gar nicht haben wolltest.
Die oben geschilderten Probleme werfen generell die Frage auf, wie es mit dem ETF-Boom weitergehen soll. Investieren alle Anleger nur noch passiv in ETFs, dann steigen alle Aktien im Gleichschritt – und zwar unabhängig, von der fundamentalen Entwicklung der Unternehmen selbst. Das kann auch für dich nicht der Sinn und Zweck deiner Geldanlage in Aktien sein.
Vielleicht sollten die Indexanbieter beziehungsweise die Finanzbehörden einmal über eine Marktregulierung nachdenken. Zum Beispiel das Volumen von marktbestimmenden ETFs bzw. passiven Fonds begrenzen. Diese Notwendigkeit wird besonders dann deutlich, wenn du dir überlegst was passiert, wenn in Panik Anleger gleichzeitig ihr Geld abziehen und so Zwangsverkäufe von Aktien verursachen. Die Konsequenz ist, dass sich Kursverluste verstärken und Marktpaniken mal so richtig um sich greifen. Dann haben wir eine ganz Böse Kettenreaktion an den Finanzmärkten ausgelöst.
Ebenfalls völlig ungelöst ist die Frage der Inaktivität von passiven Fonds bei Hauptversammlungen der Unternehmen. ETF-Anbieter, wie zum Beispiel Fidelity, machen auf Hauptversammlungen von Ihrem bzw. deinem Stimmrecht keinen Gebrauch. Wenige aktive Anleger entscheiden also für alle wie es im Unternehmen weiter gehen soll. Das kann dazu führen, dass Vorstände gegen deine Interessen handeln.
Ich denke, dass diese Fragen erst nach Ausbruch der nächsten Finanzkrise für uns geklärt werden. Mit Sicherheit wird zumindest darüber gesprochen. Was denkst du darüber?
Sicherer passiv Geld anlegen – Grundregeln die dir helfen
Trotz der offenkundigen Probleme bzw. offenen Fragen bin ich der Meinung, dass du mit ETFs Vermögen bilden kannst. Nur rate ich dir einige Grundregeln dabei zu beachten, um dein Geld zu schützen.
- konzentriere dich auf die Leitindizes, nicht dass du auf eine „Goldmine“ trittst. Vor allem dann, wenn du wenig Zeit und Interesse für das Thema Geldanlage hast
- fokussiere dich auf dein Ziel, wenn du Zeit für Nebenwerte hast, dann nimm Einzeltitel
- verliere dich nicht in Nebenmärkte dafür brauchst du Marktkenntnisse und Hintergrundwissen
Fazit Kursmanipulation durch ETFs: ETFs sind nicht alles
Gerade für uns Kleinanleger sind die ETFs grundsätzlich eine gute Sache. Ermöglichen sie dir doch bei geringen Kosten in einen Anlagemarkt mit hoher Aktienstreuung zu investieren. Das reduziert dein Risiko gegenüber einer Einzelanlage erheblich. Außerdem umgehst du die zum Teil intransparenten laufenden Kosten eines aktiv gemanagten Fonds.
Nichtsdestotrotz musst du als ETF-Anleger vor deiner ETF-Investition wissen, wie sich die Kosten, die Liquidität sowie das Risiko verhalten. Auch ist es gut wenn du deine Entscheidung kritisch hinterfragst, also nicht blind darauf vertraust, dass ETF oder Index im Fondsnamen stehen. Die Kursmanipulation durch ETFs ob gewollt oder ungewollt, könnte sich vor allem in einer Börsenkrise besonders negativ auswirken.
In diesem Sinne „Keep it simple – Halte es einfach“. So bist du erfolgreich!
Empfehlenswerte Bücher zum Thema ETFs und Aktien gibt´s hier.
Du willst mit passiven Fonds (ETFs) Vermögen bilden? Diese Artikel empfehle ich dir.
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